Montag, 30. September 2013

Trailrunning Test!


Etwa drei Monate nach dem Gigathlon werde ich kommenden Samstag endlich wieder ein Rennen bestreiten und zwar mein erstes richtiges Trailrunning Rennen. Es handelt sich um einen Lauf über 109km mit einer positiven Höhendifferenz von 2280 Metern. Das sind 30km mehr als die längste Strecke, die ich jemals gelaufen bin! Der Morenic Trail findet im italienischen Piemont statt. Das Rennen folgt dem Verlauf der Moräne eines längst verschwundenen Gletschers, so dass der Start am höchsten Punkt erfolgt, dann zuerst mehrheitlich bergab führt, um am Ende wieder anzusteigen. Dabei werden wir mehrheitlich selbstversorgend, sprich mit eigener Verpflegung und Kleidung laufen. Verpflegungsposten gibt es nur etwa alle 15-20km.

Ich bin sehr gespannt auf das Rennen. Letztes Jahr war ich als Supporter meines Vaters vor Ort und die Atmosphäre des Anlasses hat mir sehr gut gefallen. Meine Form ist nach der langen Trainingspause natürlich nicht dort, wo sie sein könnte, aber für mich steht nächstes Wochenende der Spass im Vordergrund. Ich möchte austesten, wie es ist, über eine solche Ultradistanz unterwegs zu sein und auch während der Nacht zu laufen. Der Start wird um 9 Uhr morgens erfolgen und Zielschluss ist wiederum 9 Uhr des Folgetages. Mein Ziel ist es, in den frühen Morgenstunden ins Ziel einzulaufen.

Jetzt heisst es, vorzuschlafen und geschickt (und vor allem leicht!) zu packen. Let´s run!

Montag, 23. September 2013

834.5 kilometers of Gigathlon 2013

Endlich, endlich schaffe ich es, meinen Racebericht zum Gigathlon zu schreiben. Bereits sind fast zweieinhalb Monate vergangen, in denen ich es  nicht über mich gebracht habe, diesen Bericht zu verfassen. Nun endlich habe ich das Erlebnis Gigathlon mit seinen positiven und negativen Ereignissen halbwegs verarbeitet. Aber nun ganz von vorne (Achtung, dieser Bericht wird seeehr lang!):


Sonntag, 7.7.2013
Am Sonntag reiste meine Supportcrew und ich im vollgepackten Wohnmobil nach Chur, Startort des Gigathlon 2013. Ich war topfit. Aufgrund der hervorragenden Ergebnissen in den Vorbereitungsrennen wusste ich, dass ich mich in der Form meines Lebens befand. Deswegen hielt sich die Nervosität überraschenderweise in Grenzen und ich freute mich einfach nur wahnsinning auf die bevorstehende Woche. Schliesslich hatte ich 6 lange Jahre darauf gewartet! Im Ziel des Gigathlon 2007, damals als Couple mit meinem Papa, hatte ich beschlossen, den nächsten One-week-Gigathlon als Single zu bestreiten. Nach den üblichen Vorbereitungen im Camp wie Check-In, Massage und Begrüssungsfeier schlief ich in der ersten Nacht natürlich so gut wie gar nicht. Ich war wohl doch ein wenig nervös ;)

Montag, 8.7.2013
Um 5:30 erfolgte der Start für alle Singles und Couples. Gemeinsam mit Kim, welcher die ersten zwei Tage als Single bestritt, stand ich an der Startlinie. Die Vorfreude war riesig. Beim Song Vivere konnte ich mich kaum noch zurückhalten. Es sollte endlich losgehen! Der Startschuss erfolgte und die ersten Minuten forderten meine volle Konzentration. Aufgrund des Massenstartes und der zu Beginn engen Strassen kam es auf dem Rennvelo zu einigen bremsligen Manövern. Ich hielt mich zurück, wollte keinen Sturz riskieren. Im ersten längeren Anstieg nach Flims dann zog sich das Feld auseinander. Ich fuhr mein Tempo, Kim hatte ich bereits aus den Augen verloren. Die darauffolgende Abfahrt war extrem schnell. Eine gute Möglichkeit für mich, einige Fahrer zu überholen. Nach der Abfahrt versuchte ich immer, in einer grossen Gruppe im Windschatten Unterschlupf zu bringen. Dadurch fuhr ich die Gegenanstiege etwas über meinem angepeilten Tempo. Das erholsame Rollen in der Gruppe in den Flachpassagen zahlte sich aber aus. Immer wieder grinste ich vor mich her und genoss die Landschaft. Ich war so glücklich am Gigathlon zu sein! Ein unbeschreibliches Gefühl. Im Schlussaufstieg zur Lenzerheide traf ich auf Tempo-Sport Teamkollegen Christian. So fuhren wir die letzten Kilometer in die Wechselzone gemeinsam.


Beim Schwimmen hängte er mich natürlich sofort ab. Ich genoss das Schwimmen im Heidsee jedoch sehr. Es lief mir richtig gut. Nach einem gemütlichen Wechsel und Verpflegungspause begab ich mich auf die Laufstrecke hinauf aufs Rothorn. Dies war eine meiner Lieblingsstrecken! Ich überholte viele Läufer und genoss die Stimmung. Irgendwann holte ich Christian wieder ein und wir liefen/wanderten die letzten Kilometer gemeinsam aufs Rothorn. Oben angekommen erwischten wir sofort eine Bahn hinunter in die nächste Wechselzone. Hier wurde die Zeit kurz neutralisiert, weswegen ich wie die meisten Singles und Couples die Pause für eine warme Mahlzeit nutzte. Viel der Pasta bekam ich aber bei der Hitze nicht herunter.
Nun stand das Biken an. Im ersten Anstieg hatte ich plötzlich etwas Mühe, nachdem es mir bisher hervorragend gelaufen war. In der Abfahrt, die mehrheitlich über Fahrstrassen und Asphalt führte, konnte ich mich wieder etwas erholen. Der zweite lange Anstieg von Churwalden hoch nach Brambrüesch wurde allerdings zu meinem ersten grösseren Problem. Wegen eines Asthmaanfalls musste ich während des Anstieges eine Pause einlegen, um meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Meinen Asthmaspray hatte ich natürlich vergessen! Nachdem ich mich nach einigen Minuten wieder beruhigt hatte, führ ich langsam weiter. Oben angekommen machte ich eine längere Pause bei der Verpflegung, da ich wusste, dass ich in meinem Zustand die technische Abfahrt nach Chur nicht sicher in Angriff nehmen konnte. Eine Helferin dort war wirklich top und versorgte mich immer wieder mit neuem Getränken und Bananen. Mit neu geschöpfter Kraft begab ich mich in die Abfahrt. Und diese lief mir viel besser als erwartet! Bald schon erreichte ich die letzte Wechselzone in Chur. Schnell begab ich mich auf die Inline Skates, um die letzte Disziplin zu absolvieren. Der Wind war inzwischen höllisch und so war ich froh, konnte ich gemeinsam mit einer Couple-Athletin fahren, welche die gesamte Führungsarbeit übernahm. Danke! Meine fast schon chronischen Rückenschmerzen machten mir hier leider auch schon zu schaffen, waren aber noch unter Kontrolle.
Überglücklich erreichte ich das erste Tagesziel in Chur gute drei Stunden vor meinem eigenen Zeitplan!

Dienstag, 9.7.2013
Ich erwachte mit dem ersten Muskelkater. Dementsprechend war ich beim Start zum Tag 2 etwas nervös. Alle anderen um mich herum wirkten noch topfit, als hätten sie noch gar keine Kilometer in den Beinen. Hatte ich vielleicht überzockt?
Den Halbmarathon zum Start ging ich sehr locker an. Nach einigen Kilometern holte mich Christian ein. Er absolvierte die ersten zwei Tage als Single. So liefen wir den Rest der Strecke gemeinsam. Die Steigungen marschierten wir durchgehen, um Kräfte zu sparen. Als wir nach gut zwei Stunden in die Wechselzone einliefen, meinte ich nur zu ihm "Ab morgen muss ich mir einen neuen Laufbegleiter suchen!". Schade! :)
Nach einem gemütlichen Wechsel begab ich mich auf die relativ flache Velostrecke nach Lachen. Heute fuhr ich mit meinem Zeitfahrrad. Ich wollte wieder in einer Gruppe Unterschlupf finden, aber um mich herum war wirklich niemand. Einige hundert Meter vor mir sah ich eine Gruppe und so versuchte ich, diese einzuholen. Ich kam allerdings nicht näher und nervte mich, da diese Gruppe das perfekte Tempo für mich fahren würde! Als ich von zwei ganz schnellen Männern überholt wurde, sprintete ich um den Anschluss. In einem rasend schnellen Tempo waren wir nun zu dritt unterwegs. Ich wollte einfach nur bis zu der vorne fahrenden Gruppe mitfahren. Bei einer Brückenüberquerung dann der grosse Schock: Auf der Fahrspur, die gerade Platz für ein Auto bot, kam uns plötzlich ein Kleinlaster entgegen. Als Dritte ich in der Gruppe hatte ich ihn nicht gesehen. Meine zwei Begleiter waren ebenfalls sehr überrascht und hüpften eine Warnung rufend aufs Trottoir. Da ich aber wusste, dass ich dieses Manöver nicht beherrsche und ich beim Versuch zum 100% stürzen würde, manövrierte ich nur Millimeter zwischen Laster und Trottoir hindurch. Keine Ahnung, wie ich das geschafft hatte. Mein Puls war jedenfalls auf 210. Das wäre beinahe das frühzeitige Ende des Gigathlons für mich gewesen.
Nach dem Schock fuhren wir abseits des Verkehrs weiter. Die zuvor erwähnte Gruppe überholten wir in einem hohen Tempo und ich entschied mich, in der immer grösser werdenden schnellen Gruppe zu bleiben. Bis zum Kerenzerberg und somit einzigem längeren Anstieg der Strecke fuhr ich im Windschatten mit. Dort liess ich die Männer fahren und ging mein eigenens Tempo. So musste ich längere Zeit alleine fahren bis ich nach der Abfahrt wieder eine harmonierende Gruppe fand. Weit schneller als mein Zeitplan erreichte ich Lachen.
Das anschliessende Schwimmen war elend lang. Die Bojen waren sehr weit auseinander, so dass ich auf dem Rückweg immer wieder vom direkten Weg abgetrieben wurde. Eines meiner Augen begann zu jucken und es wurde nicht besser, egal wie oft ich das vermeintliche Wasser aus der Brille schüttete. Etwas genervt erreichte ich endlich wieder die Wechselzone. Dort bläute mir mein Supporter ein, die 40km lange Inlinestrecke locker anzugehen und mit einer guten Technik Kräfte zu sparen. Ich gehorchte. Die Hälfte der Strecke fuhr ich komplett alleine. Ich holte nur langsamere Skater ein und wurde nur von den ersten ganz schnellen Teamathleten überholt. Der Wind hatte inzwischen zugenommen sowie auch meine Rückenschmerzen. Ich versuchte, mit einer guten Technik zu rollen und den Rücken immer wieder durch Aufrichten zu entlasten. Bei der Verpflegung bei Streckenhälfte dann rasten zwei Athleten an mir vorbei, während ich gerade ein leckeres Gel in mich hereindrückte. Ich erkannte die Chance, die sich mir bot und sprintete los. Nach einigen hundert Metern hattte ich sie eingeholt und schloss mich ihrem Züglein an. Mit super Teamarbeit erreichten wir drei Singles schnell die Wechselzone.
Die letzte Disziplin des Tages war das Biken. Ich war zuversichtlich, hatte meinem Asthmaspray nach dem Vorfall des Vortages ausser beim Schwimmen immer dabei. Im Aufstieg traf ich einen Teamathleten mit einem Platten. Auf meine Rückfrage erzählte er mir, dass er bereits den zweiten Plattfuss und somit keinen Ersatzschlauch mehr hatte. Ich gab ihm mein Flickmaterial und war erstaunt, dass die vorbeifahrenden Teamathleten uns keines Blickes würdigten. Die Bikestrecke bot einige Rollerstrecken, die ich leider allesamt komplett alleine bewältigen musste. Kein Windschatten weit und breit. Mit guten Beinen und guten Mutes erreichte ich den höchsten Punkt der Strecke. Die Singletrailabfahrt hatte es dann aber in sich! Aufgrund des eingesetzten Regens war die Abfahrt äussert glitschlig. So erlitt ich schon bald meinen ersten Sturz. Ein blutendes und geprelltes Knie war die Folge. Janu, Wasser darüber gegossen zum Säubern und weiter gings. Die kritischen Stellen schob ich aber anschliessend. Mein Auge schmerzte inzwischen richtig und begann zu eitern, weswegen ich etwas verschwommen sah.
 

Als ich endlich das Schiff erreichte, welches uns über den See Richtung Camp brachte, konnte ich auf dem Auge kaum noch etwas sehen. Just in dem Moment, als das unbedachte Schiff ablegte, setzte Platzregen ein. Zum Glück wurden wir mit Regenponchos ausgerüstet. Auch so war die Überfahrt sehr windig und nass. Die Blitze und Donner im Himmel beunruhigten uns nur bedingt. Nach der 20-minütigen Überfahrt fuhren wir die letzten 5km schnell ins Tagesziel. Dort spazierte ich gemütlich ins Ziel, um den verdienten Zieleinlauf der vor mir einlaufenden 2-Days-Athleten nicht zu stören.
Nach der Dusche ging es somit sofort zum Sanitäter. Dort wurde eine Augenentzündung festgestellt. Somit musste ich nun in den Wechselzonen immer wieder antibiotische Augentropfen benutzen und meine Kontaktlinse konnte ich nicht mehr tragen. Da ich aber nicht mit Brille Sport treiben kann und vor allem beim Schwimmen praktisch blind wäre, absolvierte ich ab da den Gigathlon mit nur noch einer Kontaktlinse. Überraschenderweise gewöhnten sich meine Augen schnell daran und das leicht verschwommene Blickfeld störte ausser bei Trailpassagen nicht wirklich.

Mittwoch, 10.7.2013
Nun stand die Königsetappe mit Sustenpass an! An diesem Morgen war ich wirklich sehr nervös und konnte nur wenig frühstücken. Da wir zum Start um 5:30 Uhr mit dem Shuttlebus transportiert wurden, fing dieser Morgen auch elend früh an. Am Start dann beruhigte ich mich langsam. Beim beginnenden Schwimmen hielt ich mich gemäss dem Wunsch meiner Supporter zurück und ging als eine der Letzten ins Wasser. Wir wussten, dass viele Singles die Woche 2007 nicht geschafft hatten, da sie Asthma beim Schwimmen bekommen hatten. Im Wasserschatten anderer Athleten schwamm ich eine anständige Zeit und schon gings ab auf die lange Velostrecke. Inzwischen hatte ich richtig Hunger und verbrachte die ersten Kilometer somit mit verpflegen. Der steile Anstieg zum Lungernersee war hart, aber ich hatte ihn unter Kontrolle. Hinauf zum Brünigpass fuhr ich gemeinsam mit Conny, einer Singleathletin, sowie mit einem Coupleathleten. Nach der Abfahrt erreichte ich schon bald den langen Aufstieg zum Sustenpass. Ich fühlte mich gut und fand sofort einen guten Rhythmus. Der Pass zog und zog sich und schlussendlich war ich dann doch froh, als ich das Passschild entdeckte. Ich hatte die Temperaturen in der Höhe etwas unterschätzt und war froh, dass mir Iris (Singleathletin) mir ihre Windjacke für die Abfahrt ausleihte. Nach 123km auf dem Rennvelo erreichte ich endlich die Wechselzone. Schnell gab ich die Jacke zurück und wechselte auf die Inline Skates.
 

Zwischendurch fuhren wir in einer Gruppe gemeinsam. Mein Rücken schmerzte insbesondere bei den steilen Gegenanstiegen sehr und so war ich froh, war die Inlinestrecke heute relativ kurz. In der Wechselzone verpflegte ich mich in Ruhe. Ich war gut drauf: Ich lag einige Stunden vor meinem Zeitplan und fühlte mich ziemlich gut. Als ich mit dem Bike die Wechselzone verliess, sah ich nur kurz vor mir eine Gruppe von Singleathleten. Da ich wusste, dass die ersten paar Kilometer relativ flach dem See entlang führen würden, wollte ich da natürlich mitfahren. Ich rannte aus der Wechselzone und sprintete los. Dabei passierte mir ein grosses Missgeschick: Ich blieb mit meinem Pedal am Bike eines anderen Athleten hängen, den ich überholen wollte und knallte abrupt auf den Asphalt. Zu meinem Glück war der Ausgang aus der Wechselzone an dieser Stelle mit einer Art Plastikzaun abgesperrt, welcher meinem Fall abbremste. Mit ein paar Schürfwunden mehr stand ich wieder auf. Nachdem ich einen Offiziellen des Gigathlons überzeugt hatte, dass ich keinen Schaden genommen hatte, fuhr ich weiter. Diesmal langsamer. Schon bald merkte ich, dass meine Schaltung nicht mehr ordnungsgemäss funktionierte. In manchen Gängen sprang die Kette unaufhörlich von Ritzel zu Ritzel. Ich ärgerte mich über meine Dummheit und den unnötigen Sturz. Als der Anstieg begann, bekam ich durch die Aufregung wieder einen Asthmaanfall. Glücklicherweise hatte ich diesmal meinen Spray dabei. Im Laufe des Anstiegs wurden die Schaltprobleme immer schlimmer. Als ich Bekannte am Strassenrand erkannte und ihnen von meinem Sturz erzählte, bekam ich wieder Probleme mit der Atmung. Schnell fuhr ich weiter. Iris holte mich zu diesem Zeitpunkt wieder ein und begleitete mich ein Stück. Plötzlich sprang beim Schaltvorgang mein Wechsler zwischen die Hinterradspeichen. Verzweifelt konnte ich ihn mit Hilfe anderer Athleten wieder zurückbiegen. Von da an war die Bikestrecke eine einzige Qual. Ohne funktionierende Schaltung quälte ich mich den Berg hinauf. Oftmals musste ich schieben, da mir keine kleinen Gänge mehr zur Verfügung standen. Endlich hatte ich den höchsten Punkt der Strecke erreicht. In der anschliessenden Abfahrt musste ich aufgrund der defekten Schaltung die Gegenanstiege entweder schiebend zurücklegen oder in einem viel zu grossen Gang hinaufsprinten. Es kostete mich einige Nerven und sehr viel Energie und Kraft. Im letzten Abfahrtsabschnitt stürzte ich dann nochmals. Auf das selbe Knie wie tags zuvor. Mit Schmerzen kämpfte ich mich zur Wechselzone, wo ich die Tränen entgültig nicht mehr zurückhalten konnte.
Die neutralisierte Zeit für den Transport ans andere Seeufer per Schiff nutzte ich, um mich wieder zu beruhigen. Gemeinsam mit meinem Supporter Reiner, welcher mich heute auf der Laufstrecke begleiten durfte, marschierte ich los Richtung Rütli. Die Strategie war dieselbe wie am Vortag: bergauf marschieren, ansonsten locker laufen. Ich erholte mich und wurde wieder zuversichtlicher. Etwa 5km vor dem Tagesziel in Ennetbürgen dann das nächste Missgeschick: Auf einer alten Holzbrücke stolperte ich über einen hervorstehenden Balken und viel auf mein Knie. Um eine Schwellung etwas zu verhindern, nutzte ich den nächsten Verpflegungsposten zum Kühlen mit Wasser. Als wir nach knapp 3h Laufzeit das Camp erreichten, war die Erleichterung wahnsinnig gross. Ich hatte die Königsetappe (wieder weit vor Zeitplan) überstanden! 

Donnerstag, 11.7.2013 
Tag vier des Gigathlons begann wie immer früh. Sogar noch früher als sonst! Gegen 4 Uhr brachte uns der Shuttlebus zum Hafen, wo wir ins Schiff umstiegen. Dieses brachte uns nach Kehrsiten zum Start. Während der etwa einstündigen Fahrt plauderte ich mit Marco, einem Singleathleten, welchen ich schon vom Gigathlon 2009 in St. Gallen kannte (was wir beide erst hinterher erkannten). Ich hatte reichlich zu Essen dabei und versuchte krampfhaft, davon etwas herunterzubringen. Appetit hatte ich absolut keinen. So gab ich grosszügig an Marco ab und meine salzigen Snacker fanden sogar noch weitere dankbare Abnehmer. Zwischendurch wurden wir durch den Gigathlonspeaker über die Strecke des Tages informiert und eine verzweifelte Coupleathletin suchte nach einem Ersatzneo, da ihr Reissverschluss beim Anziehen kaputt gegangen war. Überraschenderweise hatte tatsächlich eine andere Athletin einen Ersatzneo dabei, der nicht nur passte, sondern den sie auch bereitwillig zur Verfügung stellte. Das ist Gigathlonspirit!
Marco erzählte mir, dass er während der Schwimmstrecke des vorangehenden Tages Atemprobleme bekommen hatte. Wieder viel mir ein, wie mich mein Vater vor den Asthmaanfällen vieler Singleathleten im kalten Wasser gewarnt hatte. So beschloss ich, auch diese Strecke gemütlich anzugehen. Der Startschuss erfolge sodann auf dem Schiff. Anschliessend hatten wir einige hundert Meter zum Einstieg in den See zu laufen. Nur die ersten Athleten konnten diese Strecke rennend zurücklegen, dann staute sich das Ganze. So spazierten wir gemütlich zum Wasser. Ich begann langsam zu schwimmen und versuchte wie immer, den Wasserschatten anderer Athleten zu nutzen. Dies funktionierte eigentlich ganz gut, nur dass die vor mir schwimmende Athletin meist nicht die direkte Linie zur Boje schwamm. So befand ich mich immer im Zwiespalt: Wasserschatten oder schnellster Weg?
Irgendwann bogen wir dann nach links um die Boje Richtung Seeufer ab. Das Ziel war greifbar nah. Ich beschleunigte ein wenig. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr. Ein Asthmaanfall? Oder hatte ich Wasser geschluckt? Ich hustete wie wild und rettete mich brustschwimmend ans Nahe Ufer. Helfer zogen mich aus dem Wasser. Ich hustete noch immer, rannte aber bereits Richtung Wechselzone. Eine Helferin hielt mich an und fragte mich besorgt, ob alles in Ordnung wäre. Sie wollte mich zum Sanitäter bringen, da ich scheinbar kreideweiss war. Ich winkte ab und berief mich auf mein Asthma sowie meinen Spray, der in der Wechselzone auf mich wartete.


Dort wechselte ich mithilfe meines Supporters in meine Veloklamotten. Da ich immer noch start hustete und um Luft rang, nahm ich meinen Asthmaspray und liess mir Zeit für den Wechsel. Ich verpflegte mich in Ruhe, wohlwissend, dass ich wohl ein bisschen zu viel gefrühstückt hatte. Als ich endlich mit meinem Bike die Wechselzone verliess, war ich ziemlich alleine. Der Grossteil der Single- und Coupleathleten hatten mich inzwischen abgehängt. So fuhr ich völlig alleine im Wind das Flachstück bis zum grossen Anstieg. Unterwegs hustete und hustete ich. Ich dachte mir dabei nur, dass ich wohl etwas zu viel Wasser geschluckt hatte. Unwohl war mir beim Gedanken ans nächste Schwimmen, da ich Angst hatte, der Asthmaanfall könnte Mitten im See, bzw. Mitten auf der Flussstrecke anfangen.
Ich verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte mich aufs Biken. Der Anstieg begann steil. Sehr steil. Inzwischen hatte ich wieder einige Athleten eingeholt, welche ihr Bike hinaufschoben. Ich versuchte, solange wie möglich zu fahren, hatte aber das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. So beschloss ich schon bald, ebenfalls zu schieben. Dies sparte auch etwas Energie und war bei der Steilheit nur minim langsamer. Irgendwann wurde es wieder flacher. Ich fühlte mich inzwischen wieder besser und begann wieder zu fahren. Plötzlich lief es mir wieder ganz gut und schon bald hatte ich den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Für heute hatte ich mir vorgenommen, beim Biken mal keine Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Die erste Sinlgetrailpassage meisterte ich noch ganz gut, später im Wald zog ich einige Male das Schieben vor. Der Boden war nass und da ich nur verschwommen sah, wäre es zu gefährlich gewesen, über die glitschigen Steine und Wurzeln zu balancieren. Nachdem ich die Abfahrt hinter mich gebracht hatte, folgte eine lange Flachpassage zurück ins Camp in Ennetbürgen, wo der Wechsel aufs Rennvelo stattfand. Die meiste Zeit fuhr ich komplett alleine, da die Teamathleten, welche mich inzwischen überholten, viel zu schnell fuhren. Wenige Kilometer vor dem Ziel dann bot mir ein Teamfahrer seinen Windschatten an und passte sich sofort an mein Tempo an. Das stellte mich enorm auf. Danke!
In der Wechselzone dann verpflegte ich mich wieder in Ruhe und besprach die Lage mit meinen Supportern. Ich lag zwar nur gerade 30min vor der Sollzeit für Singleathleten, aber da ich bereits meine beiden schlechtesten Disziplinen hinter mich gebracht hatte, waren wir zuversichtlich. Und auf ging es Richtung Bern! Die lange Velostrecke verlangte mir allerdings alles ab. Bis zum Glaubenbergpass lief es mir ganz gut, obwohl ich allein fahren musste. Den Aufstieg dann fuhr ich gemeinsam mit Fredy, einem Singleathleten. Unser Gespräch lenkte mich vom steilen Aufstieg ab. Da er kurz vor der Passhöhe das warme Mittagessen für Singleathleten in Anspruch nahm, verabschiedete ich mich dort von ihm und fuhr alleine weiter. Im Nachhinein wohl ein grosser Fehler. Die anschliessenden Kilometer bis Bern zogen sich nämlich endlos in die Länge. Die ständigen Gegenanstiege waren Gift für meine Waden. Ich litt. Immer wieder hielt ich mir vor Augen, dass ich weit vor dem Zeitlimit lag und einfach nur langsam nach Bern rollen musste. Es war alles noch in Ordnung. Erstmals am Gigathlon 2013 bekam ich Probleme mit meinen Füssen, als meine Fusssohlen anfingen, wie Feuer zu brennen. Ich versuchte, den Schmerz durch eine saubere Ziehtechnik der Pedalen zu verringern, was mir auch gelang. Irgendwann dann entdeckte ich einen Coop Pronto am Strassenrand. Velo an der Wand parkiert, eiskalte Cola gekauft und schon ging´s mir besser. Irgendwann dann erreichte ich endlich Bern. Erleichterung pur! Ich war beinahe die gesamten 114km alleine im Wind gefahren (und der war stark!), da ich vorbeifahrende Gruppen spätestens am nächsten Gegenanstieg ziehen lassen musste. Ich konnte einfach nicht mehr mithalten. Wahrscheinlich hatte die kaputte Schaltung auf dem Bike tags zuvor meine Muskeln total zerstört.
In der Wechselzone wurde die Zeit für maximal 45min neutralisiert, da aufgrund des Verkehrs die ersten Kilometer mit den Inlines durch Bern ohne Zeitmessung gefahren wurden. Nun hatte ich Appetit und verdrückte eine Portion Käsepasta. Mit neuer Energie rollte ich los. Natürlich führte die Inlinestrecke direkt in den Gegenwind, so bildete ich ein Minizüglein mit einem Teamathleten. Er fuhr zwar etwas unter meinem Wohlfühltempo, aber wenigstens konnten wir uns so in der Führungsarbeit abwechseln und ich konnte mich immer wieder hinter seinem Rücken erholen. Gemeinsam fuhren wir in Burgdorf ein. Es folgte ein gemütlicher Wechsel in die Laufschuhe. Inzwischen war ich auf der Singlerangliste sowieso ans Ende gerutscht, daher war es mir auch egal, als ich in der Wechselzone auf meinen Supporter warten musste, als dieser nochmals einen WC-Stopp einlegte. Locker liefen wir los. Schon bald merkte ich allerdings, dass mein Supporter mein Tempo nicht ganz halten konnte. Er meinte zwar, ich liefe einfach zu schnell, es fühlte sich für mich aber recht locker an. So schnappte ich mir eine der beiden Stirnlampen und lief mein Tempo. Beim ersten Verpflegungsposten wartete ich nochmals auf ihn, auch weil ich noch einen WC-Stopp einlegen musste. Anschliessend lief ich aber bald wieder alleine. An den folgenden Verpflegungsposten erzählte ich den Helfern immer, dass mein Supporter hinter mir lief, damit diese ihm mitteilen konnten, dass ich ok war. Bald schon wurde es dunkel. Ich marschierte die Anstiege und lief sonst locker. Irgendwann erreichte ich die Vororte von Bern. Dort lieh ich mir von einem Helfer sein Natel, um meinen Supportern im Ziel mitzuteilen, wo ich war. Dummerweise gab ich aber die falsche Vorwahl an und erreichte nur eine fremde Combox. Die letzten Kilometer zogen sich dann nochmals richtig. Der Abstecher durchs Haus des Sports war in der Nacht auch nicht mehr wirklich spannend. Während den ganzen 24km hatte ich etwas Magendarmprobleme und kurz vor dem Ziel musste ich immer wieder marschieren, da mir schlecht wurde. Da ich meinen Supporter verloren hatte, konnte ich mich natürlich auch nur an den offiziellen Verpflegungsposten verpflegen, was Gels, Iso und Bouillon in Massen bedeutete.


Der Zieleinlauf war für mich dann eine wahre Erleichterung. Dies war für mich ein wirklich harter Tag gewesen! Erstmals lief ich im Dunkeln ein. Der Speaker erzählte auch sogleich meine Bike-Leidensgeschichte des Vortages und interviewte mich dazu. Ich wunderte mich nur, woher er all diese Einzelheiten hatte. Im Ziel wartete zum Glück Max von Tempo-Sport auf mich (wie jeden Tag, einfach grossartig! Danke!!). Mithilfe seines Natels konnte ich endlich meine Supporter erreichen, um mich abzuholen. Während diese Abendessen holen gingen, lag ich erschöpft in einem der Liegestühle im Zielbereich. Kurz überlegte ich, ob ich beim Speakerwagen fragen sollte, wo sich mein GPS Tracker befindet, da sich dieser bei meinem Supporter im Rucksack befand. Den Gedanken liess ich aber schnell wieder fallen, da ich ein weiteres Interview umgehen wollte.
Zurück im Wohnmobil wurde mir schlecht. So sehr ich auch Appetit auf Chili con Carne hatte, ich konnte nichts essen. Schlussendlich ging ich ohne Essen ins Bett. Eine knappe Stunde hinter mir erreichte dann auch mein Supporter das Ziel in Bern...

Freitag, 12.7.2013
Tag fünf stellte für viele Athleten einen „Ruhetag“ dar, da dieser mit seinen gesamthaft 100km nur gerade halb so lange war wie die vorangehenden. Start für uns Singlefrauen war erst um 9 Uhr, so hiess es ausschlafen! Und genau so fühlte ich mich am Morgen auch. Mit grossem Appetit verschlang ich ein Käsesandwich, postete noch ein Foto des Camps auf Facebook und liess mich nochmals kurz massieren. Meine Muskeln waren plötzlich wieder viel lockerer und ich fühlte mich grossartig. Wie oft hatte ich vor dem Gigathlon gesagt: „Wer es nach Bern (Tag 4)schafft, der schafft es auch bis ins Ziel nach Lausanne!“
Der Start zum sogenannten City-Gigathlon in und um Bern erfolgte als Intervallstart. Die Singlefrauen starteten in umgekehrter Reihenfolge der Rangliste ab 9 Uhr mit jeweils 30 Sekunden Abstand. So startete ich als zweite Frau in den Tag. Vor dem Start standen wir alle aufgereiht und hörten zum fünften Mal den Song „Vivere“. Dies war wohl der emotionalste und glücklichste Moment des Gigathlons für mich. Ich war überzeugt, dass ich es nun nach Lausanne schaffen würde. Dass ich tatsächlichen den einwöchigen Gigathlon als Singlefrau finishen und damit meinen Lebenstraum mit gerade mal 24 Jahren verwirklichen würde. Ich war überglücklich!


 Schon kurz nach dem Start bildeten wir Grüppchen und fuhren die Velostrecke mehrheitlich gemeinsam. Der Grossteil der Singlefrauen wollte einfach nur das Ziel erreichen, Ränge waren für uns nebensächlich. So versuchten wir uns, wenn immer möglich zu unterstützen. Die Stimmung war hervorragend. Im Marzili wechselte ich auf die Inlines und freute mich total, meinen Trainer Bennie ausgangs Wechselzone drücken zu können. Ohne ihn wäre ich nicht hier! Die 9km raus aus Bern liefen mir ganz ordentlich. Zwar musste ich das schnelle Züglein, mit welchem ich kurz fuhr, aufgrund meiner Rückenschmerzen bald ziehen lassen, aber meine Beine fühlten sich gut an. Mein Supporter in der nächsten Wechselzone war dementsprechend auch überrascht, mich schon zu sehen. 


 Ganz langsam wechselte ich in den Neo, da es sehr heiss war. Die Sanitäterin, welche in Ennetbürgen mein Auge behandelt hatte, erkundigte sich nach meinem Befinden und empfahl mir viel zu trinken und zu essen, da die Strömung in der Aare ausserordentlich stark sei. Ich gehorchte und liess mir Zeit. Gemeinsam mit meinem Supporter joggte ich Richtung Schwimmeinstieg. Der Weg dorthin war aber elend lang, so beschloss ich schon bald, lieber zu marschieren, um im Neo nicht völlig zu überhitzen. Ich machte mir eigentlich gar keine Sorgen über die Schwimmstrecke im Fluss. Schliesslich war dies die einzige Strecke, die ich im Vorfeld des Gigathlons besichtigt hatte und notfalls wollte ich mich hinuntertreiben lassen, um ein wenig Energie zu sparen. Viel mehr Sorgen bereitete mir die 3km lange Seestrecke des letzten Tages, da ich dort wieder einen Asthmaanfall befürchtete.
An der Aare dann ging ich langsam ins Wasser. Es war eiskalt. Laut Veranstalter knapp 15 Grad. Zu Beginn schwamm ich mit grossem Krafteinsatz in die Flussmitte, da ich wusste, dass dort die Strömung am grössten ist. Bei der ersten Brücke dann hatte ich ein wenig Angst vor den Pfeilern und den Strömungen. Brustschwimmend meisterte ich dies aber ohne Probleme. Ganz plötzlich bekam ich keine Luft mehr. Ehrlich gesagt, ich weiss nicht mehr, ob dies vor oder nach der Brücke geschah. Ich weiss nur noch, dass ich leicht panisch war. Ich hustete und keuchte und rang um Luft. Dank Neo konnte ich jedoch nicht untergehen und meinen Traum vom Gigathlon wollte ich nicht aufgeben. Ich rechnete damit, dass sich meine Atmung in der Wechselzone wieder beruhigen würde. So plante ich bereits eine einstündige Pause ein, Zeit war ja genug an diesem Tag. Wieder machte ich mir mehr Sorgen um den folgenden Tag. Hier im Fluss konnte ich mich immerhin treiben lassen. Genau dies machte ich auch. Ich versuchte, gleichmässig zu atmen, was mir aber nicht wirklich gelang. Die Strömung glich teilweise eher Stromschnellen und ich hatte Mühe, nicht noch viel mehr Wasser zu schlucken. Ich hustete und prustete, wollte es aber unbedingt bis zum Schwimmausstieg schaffen. Ich fühlte mich immer schlechter und wurde immer panischer. Nach einer halben Ewigkeit dann erblickte ich die mir von der Besichtigung her bekannten letzten Kurve vor dem Ausstieg. Ich wusste, dass ich mich nun links halten musste, um den Ausstieg im Eichholz zu erwischen. Gerade weil die Strömung einen unweigerlich nach rechts in den Fluss hinaus schwemmte. Mit letzter Kraft kämpfte ich gegen die Strömung. Ich konnte den Schwimmausstieg schon sehen, da verliessen mich meine Kräfte. Der Fluss war hier nicht sehr tief, so stellte mich auf und stemmte mich gegen die Strömung. Ich musste mehr Luft bekommen! Nichts hilf und einige Athleten fragten mich nun, ob alles ok sei. Nein, wollte ich schreiben, aber nichts ging mehr. Meterweise liess ich mich Richtung Schwimmausstieg treiben. Meine Panik war inzwischen riesig. Der Helfer dort erkannte meine Notsituation augenblicklich und rief nach den Rettungstauchern. Diese trugen mich ans Ufer, wo ich auch meinen Vater erblickte. Sofort wurde ich von den Notsanitätern mit Sauerstoff und Asthmaspray behandelt. Der Sanitäter stellte auch sofort fest, dass es sich nicht um einen Asthmaanfall, sondern um ein Lungenödem handelte. Ich war panisch, aber erleichtert, endlich Ärzte um mich herum zu haben. Ich hatte Schüttelfrost, hustete wie wild und bekam kaum Luft. Mein Sauerstoffgehalt war auf Mount Everest Niveau. Nur sehr langsam beruhigte sich meine Atmung dank des Sauerstoffs und der Infusion und irgendwann war ich dann transportfähig. So wurde ich unter den Augen vieler anderer Athleten und Zuschauer in den Ambulanzwagen verfrachtet und ins Inselspital gebracht. Damit war der Gigathlon für mich beendet, mein Traum geplatzt. 

Zweieinhalb Monate später habe ich das Erlebnis noch immer nicht ganz verarbeitet. Die Tage im Spital waren besonders hart. Ebenfalls die ersten Wochen nach dem Gigathlon, als Fotos und Berichte meine Facebook-Seite überschwemmten. Die Ranglisten habe ich bis heute noch nicht wirklich angeschaut, meine Fotos erst nach Wochen auf Facebook geladen. Schwimmtraining habe ich seit dem Gigathlon kaum gemacht, Seen und Flüsse gemieden. Immerhin habe ich es endlich geschafft, diesen Bericht zu schreiben, auch wenn mir im Moment des Verfassens des letzten Tages die Tränen in die Augen schiessen. Ich habe immer versucht, möglichst positiv zu bleiben und mir Ziele fürs nächste Jahr zu suchen. Schliesslich hätte es noch viel schlimmer kommen können. Die Rettung des Gigathlons hat super funktioniert und ich behalte keine bleibenden Schäden zurück. Der Auslöser für mein Lungenödem ist nicht bekannt, ich kann nur hoffen, dass es mich nicht wieder trifft. Der Gigathlon 2013 war ein Riesenerlebnis, sowohl positiv als auch negativ. Leider überschattet der negative Teil den positiven im Moment noch, aber dies wird sich in den nächsten Monaten vielleicht noch ändern.

834.5 Kilometer habe ich geschafft. Darauf bin ich stolz. Mein Team und ich wissen, dass ich es ins Ziel geschafft hätte, mit ein wenig mehr Glück. Ich bin wahnsinnig stolz auf mein Team: Matthias, Reiner, Gerhard und Karin, ihr seid die Grössten! Ich weiss gar nicht, wie ich meine Dankbarkeit ausdrücken soll, ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. In jeder noch so schweren Stunde habt ihr mich unterstützt, mich motiviert und aufgemuntert. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich euch den verdienten Zieleinlauf und die Party in Lausanne nicht ermöglichen konnte. Den besten Moment des Gigathlons konnten wir so leider nicht erleben. Danke für alles.