Der Start erfolgte um 9 Uhr morgens und der erste Halbmarathon führte mehrheitlich bergab. So lag ich nach 21km beim ersten grossen Verpflegungsposten, welcher auch Wechselpunkt für die 4er-Staffeln bedeutete, genau in meinem Zeitplan. Die Stimmung dort war grossartig und ich erfuhr, dass ich an zweiter Stelle bei den Frauen lief. Ich war etwas überrascht und fürchtete, die Downhill-Passage wohl etwas zu schnell angegangen zu sein. Von nun an verlief die Strecke stetig bergauf und bergab. Ich hatte keine Ahnung, wie schnell ich laufen konnte und so versuchte ich, gar nicht gross über mein Tempo nachzudenken und einfach zu laufen.
Kurz vor Rennhälfte lief ich auf die Führende Denise Zimmermann auf. Wir liefen gemeinsam bis zum Verpflegungsposten, dort liess ich sie wieder ziehen, um mich in Ruhe zu verpflegen. Meine Beine wurden langsam richtig schwer, dabei war ich erst bei km 56 von 110! Ich fürchtete, der Tag würde noch sehr lang werden. Bei km 66 erwartete mich meine Mutter, um mich für den letzten Marathon zu motivieren. Ich setzte mich für 10min auf die bereitstehenden Liegestühle, trank reichlich Cola und ass Schokolade.
An den Verpflegungsposten und Checkpoints wurde ich von Helfern und Betreuern immer begeistert angefeuert, mir war allerdings während des Rennens gar nicht bewusst, wie weit vorne ich eigentlich lief. Die nächsten Kilometer führten wieder bergab und so bekam ich bald etwas Knieschmerzen. So nahm ich zumindest bergab etwas Tempo raus. Plötzlich begegnete ich Denise wieder, sie hatte sich kurzzeitig verlaufen. Gemeinsam mit zwei männlichen Mitstreitern fanden wir schnell wieder den richtigen Weg. Bergab liess ich die drei dann ziehen.
Bei km 91 war der letzte grosse Checkpoint und von dort führte die Strecke fast nur noch bergan zum höchsten Punkt des Rennens. Es dunkelte gerade ein und die Stimmung war grossartig. Viele Staffelläufer warteten dort auf ihre Ablöse und der Jubel war beinahe frenetisch. Mir wurde ein Rückstand von einer Minute auf Denise durchgegeben, aber ich konzentrierte mich ganz auf mich selbst. Der Anstieg war teilweise sehr steil, zwischendurch konnte ich aber immer wieder ein Stückchen laufen. Die Dunkelheit erschwerte das Ganze noch. Plötzlich liefen wir in den Nebel, man konnte kaum noch 2m weit sehen! Mit zwei Stirnlampen erleuchtete ich den Waldboden unter mir, um nicht vom Trail abzukommen. Die Trassierbänder, die den richtigen Weg markierten, waren immer erst sichtbar, wenn man direkt davorstand. Es war schon etwas unheimlich! Ab und zu wurde ich von Männern überholt, ich realisierte aber erst im Ziel, dass dies nur Staffelläufer gewesen waren. Mein Italienisch wurde während dem Rennen auch immer besser. Am Ende konnte ich mich sogar mit den Helfern an den Verpflegungsposten unterhalten.
Der Nebel brachte mich beinahe zur Verzweiflung, so war ich unendlich erleichtert, als wir endlich die Strasse erreichten, welche uns nach Brosso hineinführte. Den letzten Kilometer lief ich gemeinsam mit Fulvio, einem italienischen Läufer. Wir finishten gemeinsam knapp unter der 13-Stunden-Marke.
Die Stimmung im Ziel war grossartig und ich wurde gleich von den Organisatoren interviewt. Die Überraschung war auch bei ihnen sehr gross, es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass ich so schnell sein würde.
Hier die Fakten:
Laufzeit 12:59 Stunden für 110km mit ca. 2300hm (alter Streckenrekord betrug 14 Stunden)
2. Frau mit einem Rückstand von 10min
7. overall (nur fünf Männer und eine Frau waren schneller!) von 110 Startern
Ich bin einfach überglücklich! Gerade nach dem Gigathlon ist dieses Resultat extrem wertvoll für mich.
LET´S RUN!
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